STRATEGIE

UNABHÄNGIG VON CORONA: WIND- UND SOLARPARKS PRODUZIEREN WEITGEHEND AUTONOM


Sonnig ist es in Neubiberg bei München. Und es bläst eine leichte Brise.  Das passt zu Karsten Mieth. Er ist der Vorstandssprecher des Asset Managements der ENCAVIS AG, dem größten konzernunabhängigen Anbieter Erneuerbarer Energie in Europa. DIE HANSAWELT hat sich aus gegebenem Anlass virtuell mit ihm zum Interview getroffen.

HANSAWELT: Herr Mieth, Corona tobt noch in Europa, die Börsenkurse erholen sich nach ihrem scharfen Einbruch nur langsam und wir steuern einer tiefen Rezession entgegen. Welche Auswirkungen hat diese Krise für Investitionen in Erneuerbare Energien?

Karsten Mieth: Momentan beobachten wir sogar eine zunehmende Nachfrage von institutionellen Anlegern nach Investments in Erneuerbare Energien. Der offensichtlichste Grund hierfür ist, dass sie weitgehend nicht mit anderen Anlageklassen korrelieren. Die Kurse am Aktienmarkt haben so keine direkten Auswirkungen auf die Erträge von Erneuerbare-Energien-Anlagen. Dazu kommt, dass zum Beispiel Versicherungen für dieses Segment eine günstige Solvency-II-Behandlung genießen. Das vorhandene Kapital kann daher besser genutzt werden. Drittens ist es so, dass sich in dezentralen Energieinvestitionen die Diversifikation auf Fonds-Portfolio-Ebene vorteilhaft und risikosenkend darstellt. Dabei geht es um den Mix aus Wind und Sonne, aber auch um unterschiedliche Standorte genauso wie unterschiedlich gestaltete Abnahmeverträge. Neben den Aktien sollte man aber auch auf die Energiemärkte schauen. Negative Preise im Ölmarkt hat man sicher nicht für möglich gehalten, da bewegen sich Investitionen mit langfristig staatlich garantierten Stromtarifen noch auf einem anderen Risikolevel als der freie Markt. Daher liegt bei unseren Investoren hier weiterhin der Schwerpunkt.
“Wir beobachten eine zunehmende Nachfrage von institutionellen Anlegern.”
HANSAWELT:  Worauf ist zu achten, wenn sich institutionelle Anleger im Bereich der Erneuerbaren Energien engagieren möchten?

Mieth: Sie sollten sich auf jeden Fall einen Partner suchen, der über die notwendige Expertise und langjährige Erfahrung im Betrieb von Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien
verfügt. Encavis hat sich bereits seit 2006 auf dieses Marktsegment spezialisiert. Derzeit betreiben wir ein ausgewogenes Portfolio aus Solar- und Windparks mit einer Erzeugungsleistung von knapp 2,5 Gigawatt und gehören somit zu den größten unabhängigen Betreibergesellschaften Europas. Knapp ein Drittel davon betreuen wir im Auftrag unserer institutionellen Investoren. Diese bedeutende Stellung im Markt und unser weit verzweigtes Branchennetzwerk ermöglichen uns den Zugang zu Projekten, insbesondere auch in den derzeit ungewöhnlichen Märkten. Auch erlauben sie uns, weitgehend uneingeschränkt Portfolios zusammenzustellen, die optimal zu den Renditevorstellungen und unternehmensinternen Vorgaben eines Investors passen.
HANSAWELT: Sie sprachen gerade von Ihrem Wind- und Solarpark-Portfolio. Wie schätzen Sie die Folgen der Corona-Krise auf den Betrieb Ihrer Parks ein?

Mieth: Ich bin da weiter zuversichtlich. Unsere Wind- und Solarparks produzieren weitgehend autonom und vollautomatisiert Strom aus Erneuerbaren Energiequellen. Unabhängig vom Corona-Virus weht der Wind und scheint die Sonne. Unter normalen Bedingungen ist quasi kein Personal vor Ort und die Dienstleister rund um die Anlagen sind überwiegend lokal aufgestellt. Sie agieren in der Regel dezentral in kleineren Teams.

HANSAWELT: Die Bundesregierung hatte vor einiger Zeit Ausgangsbeschränkungen verordnet. Viele Unternehmen haben Kurzarbeit beantragt. Wie ist Encavis mit dieser schwierigen Situation umgegangen?

Mieth: Unsere Mitarbeiter arbeiten seit Mitte März weiter im Homeoffice.  Das können wir auch noch längerfristig ohne Beeinträchtigung tun. Besprechungen finden derzeit online, Reisen möglichst gar nicht statt.  Es wurde sogar eine virtuelle Kaffeeküche eingerichtet, damit auch in Zeiten des Social Distancing der informelle Austausch nicht ganz verloren geht. Das klappt technisch und menschlich hervorragend.
“Wir müssen weg von den fossilen, endlichen Energieträgern hin zu erneuerbaren Rohstoffen.”
HANSAWELT: Es scheint eine positive Nebenwirkung der Krise zu sein, dass wir in Deutschland unsere Klimaziele erreichen könnten. Ein wichtiger Bestandteil des Klimaschutzprogramms ist der Energiesektor. Hier sollen die Emissionen bis 2030 auf 175 Millionen Tonnen CO2 sinken, unter anderem durch Ausbau der Erneuerbaren Energien. Sind das für Sie gute Perspektiven?

Mieth: Die weltweite Klimaerwärmung und der stetig steigende Energiehunger gehören zu den wichtigsten Themen unserer Zeit. Die damit verbundenen Herausforderungen lassen sich nur mit einer gelungenen Energiewende meistern. Wir müssen weg von den fossilen, endlichen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas hin zu den erneuerbaren Rohstoffen Sonne und Wind, die uns unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung stehen. Wenn wir die Klimaziele auch bedingt durch die Corona-Krise erreichen, ist das für sich genommen zwar gut. Wir hoffen trotzdem, dass diese Krise bald vorüber geht und wir wieder unter normalen Bedingungen nachhaltig an einer erfolgreichen Klimawende arbeiten können. Bis dahin wird Encavis durch das zuverlässige Bereitstellen von grünem Strom, stabilen Erträgen für Investoren und sogar zusätzlichen Investitionen unseren bestmöglichen Beitrag zur Überwindung der Krise leisten. Bleiben Sie gesund!