STRATEGIE

FONDSBOUTIQUEN, DER LANGE ATEM UND DER „GOLDENE SCHNITT”

Markus Hill,
fondsboutiquen.de

„Wenn du Erfolg haben willst, begrenze dich.“ Diese Aussage des französischen Literaturkritikers und Schriftstellers Charles-Augustin Sainte-Beuve (1804 – 1869) scheint die elementare Positionierung für viele Fondsboutiquen darzustellen. Im Laufe der Jahre sind viele unabhängige Asset-Manager in den Fokus der Fondsselektoren geraten und haben ihr Fondsvolumen beträchtlich steigern können. Gibt es ein geheimes Erfolgsrezept für Fondsboutiquen? Gibt es Faktoren, die das Wachstum einzelner Häuser beschleunigen könnten?

USA-Formel und Erfolgskriterien

Unabhängigkeit (U), Spezialisierung, Skin-in-the-Game (S) und Authentizität (A) sind einige der Eigenschaften, die unabhängigen Asset-Managern zugeschrieben werden. Oft werden diese Faktoren für den Erfolg unterschätzt. Andere Faktoren erscheinen ebenso bedeutend:

1. Track-Record
2. Ökonomische Situation
3. Visibilität

Entscheidend für den langfristigen Erfolg der unabhängigen Häuser erscheint oft das harmonische Zusammenspiel dieser Faktoren.

Track-Record

Zu unterscheiden sind Neugründungen und bereits erfolgreich etablierte Player im Markt. Viele Gründer von Boutiquen haben einen soliden fachlichen Hintergrund: Bank, Portfoliomanagement bei etablierten Häusern, eine spezielle fachliche Spezialisierung (Quant-Ansätze et cetera). Oft wird die Bedeutung des Track-Records bei der Fondsneuauflage, zum Beispiel bei der Seed-Money-Suche, unterschätzt. Die erfolgreich etablierten Häuser zeichnet es sehr häufig aus, dass sie nicht aus dem „Nichts“ aufgetaucht sind. Ein solider Track-Record, der sich dokumentierbar aus der beruflichen Vorgeschichte herleiten lässt, ist gerade bei diesen Adressen oft ein gemeinsames Merkmal.

Ökonomische Situation

Beim Schritt auf den Erfolgspfad der unabhängigen Häuser wird ein Faktor bei Neugründungen oft entscheidend unterschätzt: „Cash is King“. Was bedeutet das genau? Gerade bei Fondsgründungen, die sich zu Beginn durch ein geringes Fondsvolumen auszeichnen, ist damit zu rechnen, dass die Mittelzuflüsse sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Langsam, stetig, in der Natur der Sache liegend: Track-Record und Vertrauen wird bei den Neuinvestoren aufgebaut. Viele der erfolgreichen Häuser zeichnet es aus, dass man zu Beginn der Boutiquen-Karriere den Faktor Rücklagen nicht vernachlässigt hat.

Visibilität, „Sales Funnel“ und KVGen

Schaut man sich die Erfolgsstory von langfristig erfolgreichen Häusern im Markt an, dann findet man oft eine idealtypische Konstellation vor („Goldener Schnitt“): Solider Track-Record, langer Atem bei der Marktbearbeitung (unter anderem finanzielle Ressourcen, Personal) und nicht zuletzt exzellente Kommunikation. Eine oft unterschätzte Komponente ist die Unterstützung durch Kapitalverwaltungsgesellschaften, Depotbanken und Haftungsdächer. Durch geschicktes Nutzen dieser Netzwerke (Multiplikatoren) können sich gerade New-
comer in der Branche gut positionieren. Marketing, Vertriebsunterstützung, Events, Webinare: Visibilität in Kombination mit überzeugendem Track-Record über lange Zeit ist „King“!