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SICHERE HÄFEN IM BÖRSENSTURM

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei DONNER & REUSCHEL
Die Corona-Krise beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen und hat zu ungeahnten, vielfach historisch beispiellosen Entwicklungen geführt: Weltweit verordnete Shutdowns mit der Folge einer heftigen globalen Rezession, Tiefststände bei wichtigen Stimmungsindikatoren (wie dem Ifo-Geschäftsklima oder dem GfK-Konsumklima), deutliche Anstiege der Arbeitslosenzahlen und enorme Rettungspakete von Geld- und Fiskalpolitik. Auch an den Kapitalmärkten hinterließ die Krise ihre Spuren, unter anderem mit einem Einbruch vieler Aktienindizes um bis zu 40 Prozent innerhalb kürzester Zeit.

Anleger, die schon vorher zumindest zum Teil auf die sogenannten „sicheren Häfen“ gesetzt hatten, konnten in dieser Phase etwas entspannter sein. Dabei handelt es sich um Kapitalanlagen, die gerade in turbulenten Zeiten verstärkt gefragt sind und daher oftmals im Kurs steigen, wenn beispielsweise Aktien oder andere Anlagekategorien größere Verluste zu verzeichnen haben. Der klassische sichere Hafen ist seit Jahrhunderten das Edelmetall Gold. Entsprechend stieg der Goldpreis seit Anfang 2020 um über zehn Prozent auf mehr als 1.700 US-Dollar pro Feinunze an. In den vergangenen Wochen war jedoch vor allem physisches Gold – also Barren oder Münzen – so gefragt, dass zeitweise kaum noch nachgeliefert werden konnte und es auch im Vergleich zu den Börsenkursen zu deutlichen Preisaufschlägen kam. Für das Edelmetall spricht, dass es nicht unbegrenzt reproduzierbar ist, einen allgemein anerkannten Status als Wertaufbewahrungsmittel hat und seit jeher dem Schutz vor Inflation dient.

In die Kategorie der sicheren Häfen fallen aber traditionell auch einige Währungen, etwa der Schweizer Franken, der japanische Yen oder der US-Dollar. Tatsächlich konnten alle drei Währungen seit Anfang 2020 gegenüber dem Euro zumindest leicht aufwerten. Am besten entwickelte sich der Yen mit einem Plus in Höhe von knapp fünf Prozent. Eine deutlichere Kursentwicklung blieb vermutlich aus, da diese Währungen bereits seit Anfang 2018 gegenüber dem Euro um bis zu 15 Prozent zugelegt hatten.
Zu den Zufluchtsorten in Krisenzeiten gehören zudem oftmals Staatsanleihen, zumindest wenn die Schuldner ein sogenanntes Investment-Grade-Rating (BBB oder besser) der internationalen Ratingagenturen vorweisen können. Mit der steigenden Nachfrage gehen bei Anleihen höhere Kurse und im Umkehrschluss fallende Renditen einher. Folglich fielen die Renditen beispielsweise bei zehnjährigen Bundesanleihen von -0,18 Prozent p. a. Ende 2019 bis auf -0,90 Prozent p. a. Mitte März. Aktuell liegt die Rendite einer beispielhaften Anleihe noch immer bei etwa -0,50 Prozent p. a. Der Kurs einer existierenden Bundesanleihe mit einem Kupon von 6,25 Prozent und Fälligkeit am 4. Januar 2030 notierte im März knapp fünf Prozent höher als am Jahresanfang und liegt derzeit noch immer etwa 1,5 Prozent im Plus.

Wer den immer wieder eintretenden, teilweise heftigen Stürmen an den Aktienbörsen nicht schutzlos ausgeliefert sein möchte, kann durch die Beimischung der genannten Anlagen eine Stabilisierung des Depots erreichen. Zwar übersteigen die Verluste aus Aktien in Crashphasen oftmals die Gewinne der sicheren Häfen. Trotzdem hilft schon der teilweise Verlustausgleich, die Turbulenzen emotional entspannter zu durchstehen, um bei besserer Sicht wieder von steigenden Aktienkursen zu profitieren.