IN EIGENER SACHE

MEHR TRANSPARENZ DURCH NEUES
HANSAINVEST-INSTRUMENTARIUM

Nachhaltigkeit von Sachwerten

Die Nachfrage nach nachhaltigen Investments nimmt weiter Fahrt auf. Und das gilt auch für reale Vermögenswerte. Doch trotz fortschreitender Regulatorik mangelt es bei Sachwerten an einheitlichen Standards und Transparenz. Aber es gibt Lösungsansätze, die Asset Manager und Investoren bei der Auflegung und Administration von ESG-Fonds wirksam unterstützen.

Das Interesse der Anleger an nachhaltigen Investments ist derzeit offenbar ungebrochen. Trotz des schwierigen Starts in das laufende Börsenjahr und trotz der russischen Invasion in der Ukraine ist laut dem Fondsverband BVI das von nachhaltigen Publikumsfonds verwaltete Volumen auch im ersten Quartal dieses Jahres weiter gewachsen. Gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum kletterte es um 80 Prozent auf 563 Milliarden Euro. Das entspricht 40 Prozent aller in Publikumsfonds investierten Gelder.

Doch geht es bei dem Wunsch, sein Geld nachhaltig anzulegen, längst nicht mehr nur um börsennotierte Aktien und Anleihen. Auch bei Sachwertinvestments wie Private Equity, Infrastruktur oder Immobilien legen Investoren zunehmend Wert darauf, dass ihr Geld in Objekte fließt, die bestimmten ökologischen, sozialen und ethischen Ansprüchen genügen (ESG-Kriterien). Dass ESG ebenso wie wirkungsorientiertes Investieren immer mehr zum Mainstream wird, liegt aber nicht zuletzt auch an der Regulierung. Deren Ziel ist es, private Investorengelder verstärkt in nachhaltige Anlagen umzulenken, um damit Europa bis 2050 klimaneutral zu machen und das Pariser Abkommen, das die Begrenzung der weltweiten Erwärmung auf 1,5 Grad vorsieht, einzuhalten.

Künftige Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen
Im März vergangenen Jahres wurde die Transparenzverordnung, mit der Anlageprodukte im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit klassifiziert werden müssen, eingeführt und Anfang dieses Jahres folgte die EU-Taxonomie, die mit dem Klimaschutz und der Anpassung an den Klimawandel bislang zwei Ziele beinhaltet. Anfang August folgte nun eine Änderung der MiFID-II-Richtlinie, die Anlageberater dazu verpflichtet, in Beratungsgesprächen gezielt die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abzufragen. Aufgrund solcher Maßnahmen, die Investoren auch mehr Transparenz bei ihren Anlageentscheidungen bieten sollen, dürften Nachhaltigkeitskriterien bei der Wahl des Investments künftig noch weiter an Bedeutung gewinnen.

Entsprechend sind immer mehr Asset- und Fondsmanager gerade auch im Sachwertebereich bestrebt, ESG-Kriterien bei ihren Anlagen zu berücksichtigen. Dabei macht ein nachhaltiger Ansatz zum Beispiel bei Immobilien aber auch deshalb Sinn, weil diese Kriterien aufgrund der langen Investitionszyklen helfen können, langfristige Wertstabilität zu sichern und Miet- sowie Ertragspotenziale auf lange Sicht zu steigern. Der Haken daran: Es mangelt gerade bei realen Vermögenswerten wie Immobilien derzeit noch an einheitlichen und branchenweiten Standards, wie Nachhaltigkeitsmerkmale erfasst und nachgewiesen oder die notwendigen Daten erhoben werden sollen sowie an entsprechenden Benchmarks.

Diese fehlende Transparenz kann für Fondsinitiatoren durchaus zu einer Hürde werden, wenn sie einen eigenen ESG-konformen Fonds auflegen wollen, wie beispielsweise auch die immer wieder aufkommende Diskussion um das Thema Greenwashing verdeutlicht. Aus diesem Grund brauchen Asset Manager verlässliche und umfassende ESG-bezogene Daten. Diese stellen schließlich eine bedeutende Entscheidungsgrundlage für die Entwicklung und Steuerung von nachhaltigen Fonds dar. Bei der HANSAINVEST wurde deshalb ein aus vier Tools bestehendes Instrumentarium entwickelt, das Investoren bei der Auflegung und Administration von ESG-Fonds unterstützen soll. Das erste ist eine auf Sachwerte bezogene ESG-Toolbox, aus der Fondsmanager individuell benötigte Nachhaltigkeitskriterien auswählen können.

Uneinheitliches ESG-Reporting
Diese Kriterien beruhen dabei auf der aktuellen Regulatorik der Offenlegungsverordnung und der Taxonomie sowie den sogenannten Principal Adverse Impact Indicators (PAIs). Hier geht es um die Frage, inwieweit sich ein Investmentobjekt negativ auf die Umwelt oder auf soziale Belange auswirkt. Um dies festzustellen, werden beispielsweise Kriterien wie Treibhausgasemissionen, Energieeffizienz, der Wasserverbrauch eines Gebäudes oder auch die Frauenquote in Aufsichtsgremien bei Unternehmen herangezogen.
Eine andere Hürde bei ESG-konformen Investments im Sachwertebereich ist, dass zum Beispiel bei Immobilien das ESG-Reporting hinsichtlich des Inhalts als auch in Bezug auf die Form und die Ausgestaltung zum Teil noch sehr uneinheitlich ausfällt. Dies geht zulasten der Vergleichbarkeit von ESG-Daten im Immobiliensektor. Das zweite Tool ist deshalb ein speziell auf den Sachwertebereich ausgelegtes ESG-Reporting, dessen Ziel es ist, auf Grundlage bereits erarbeiteter und angewandter ESG-Kriterien für Anlagegrenzen eine individuelle ESG-Strategie für den jeweiligen Asset Manager zu entwickeln.

Dabei werden Attribute zu ESG-Merkmalen und -Zielen, -Grenzwertdefinitionen sowie -Normen und -Standards in einer Art Instrumentenkasten gesammelt und zur Verfügung gestellt. Die entwickelte Reporting-Lösung bietet die Darstellung des ESG-Status-quo sowie der Performance entlang eines 5-Star-Ratings und visualisiert und vergleicht die Entwicklung sowie die Entwicklungspotenziale auf Fonds- sowie auf Objektebene.

ESG-Reporting als Erfolgsfaktor
Es gilt aber auch zu bedenken, dass sich der Markt noch ganz am Anfang befindet und sich sowohl die regulatorischen als auch die Kundenanforderungen laufend verändern. Ein ESG-Reporting muss deshalb auch stetig weiterentwickelt werden, wobei der Austausch mit den Asset Managern essenziell ist. Zudem gilt es, technologische Entwicklungen und Innovationen, die sich auf das Reporting auswirken können, zu beobachten. Ein Beispiel ist hier die Blockchain, die für sinkende Kosten, die allgemeine Beschleunigung der Verwaltungsabläufe oder mehr Flexibilität sorgen könnte. Und schließlich muss das Reporting, das sich zunehmend vom Nebenprodukt zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Asset Manager entwickelt, transparent, nutzerfreundlich und so individualisiert wie möglich gestaltet sein.

Dazu kommt als drittes Tool der Real Assets Data Provider, der auf Rahmenvereinbarungen mit ausgewählten Anbietern von ESG-Daten beruht. Hier erhalten Fondspartner und Asset Manager Messdaten für die Anlagengrenzprüfung mit Fokus auf umweltbezogene Daten. Abgerundet wird das Toolkit schließlich mit dem Real Assets Data Template, dem Bindeglied zwischen allen ESG-Tools und -Services. Es ermöglicht die Überführung der notwendigen Daten für die Anlagengrenzprüfung gemäß den jeweiligen Anlagenrichtlinien sowie dem ESG-Reporting. Damit erhalten aber nicht nur Fondsanbieter und Asset Manager den gesamten Prozess der Datenbeschaffung und -auslieferung aus einer Hand. Am Ende profitieren vor allem die Investoren, die dadurch mehr Transparenz im Hinblick auf die Nachhaltigkeit im Bereich der realen Vermögenswerte bekommen.