Kolumne Dr. Dirk Schmitt

Geld kann man drucken, gute Unternehmen nicht


Vorübergehend – das ist zurzeit die Lieblingsvokabel von Zentralbankfunktionären. In ihren Augen stellt der an allen Ecken und Enden der Wirtschaft spürbare Inflationsdruck lediglich ein temporäres Phänomen dar, einen „Ausrutscher“, wie EZB-Präsidentin Lagarde meinte, auf den man nicht reagieren müsse. Das Risiko, dass die Inflation strukturell über das Ziel hinausschießen könnte, wird verharmlost; ein klarer Fall von Kontrollillusion, denn Inflation lässt sich nicht steuern wie eine Heizungsanlage. Am Ende könnte es den Zentralbanken wie Goethes Zauberlehrling ergehen. „Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“

Wenn ausgerechnet unsere „Währungshüter“ – welch ein Euphemismus! – vor dem Hintergrund der größten Geldschwemme in Friedenszeiten eine derart sorglose Haltung an den Tag legen, schrillen bei mir die Alarmglocken. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass sich etwas vermeintlich Vorübergehendes letztlich doch zu einem Dauerzustand entwickelt. Ein Beispiel: In Kürze jährt sich zum 50. Mal die währungspolitische Weichenstellung, die die monetären Exzesse unserer Tage überhaupt erst ermöglicht hat. Am 15. August 1971 setzte US-Präsident Nixon die Einlösung des Dollars in Gold außer Kraft – „vorübergehend“ behauptete er damals in seiner Fernsehansprache. Heute wissen wir es besser. Das Goldfenster blieb für immer geschlossen.

Ohne die disziplinierende Wirkung einer Goldbindung konnten die Zentralbanken ihre Bilanzsummen bis heute immer weiter aufblähen, vor allem um den Staaten die Ausuferung des Wohlfahrtsstaates zu ermöglichen, aber auch um Finanzkrisen zu bekämpfen und Kriege zu finanzieren. Die Folgen für den Wert des Geldes sind verheerend. Alleine in den letzten 30 Jahren hat sich die Kaufkraft des Dollars halbiert. Als Wertspeicher ist Papiergeld offenkundig völlig ungeeignet. Gleichzeitig steigt durch die Überschwemmung der Kapitalmärkte mit immer neuem Geld aus dem Nichts die Fragilität des Finanzsystems. Die Rolle der Zentralbanken ist dabei ambivalent. Sie sind Brandstifter und Feuerwehr zugleich. Die Rettungsmilliarden von heute sind die Keimzelle der Finanzkrisen von morgen.

Wir befinden uns mitten im größten wirtschaftspolitischen Abenteuer seit dem Papiergeldexperiment des Schotten John Law (1671-1729), der zur Sanierung der desolaten französischen Staatsfinanzen im frühen 18. Jahrhundert Papiergeld anstelle der notorisch knappen Gold- und Silbermünzen in Umlauf brachte. Auch heute könnten die meisten Staaten ihre rekordhohen Budgetdefizite ohne die wundersame Geldvermehrung der Zentralbanken und ihre planwirtschaftliche Niedrigzinspolitik nicht mehr finanzieren und stünden vor dem Bankrott. Manche Länder, wie z.B. Japan (seit 2016) und seit letztem Jahr auch Australien, praktizieren sogar eine explizite Zinskontrolle, um einen Anstieg der Nominalzinsen zu verhindern. Die Blaupause dafür liefern die USA, wo das Fed nach dem Eintritt Amerikas in den Zweiten Weltkrieg von Ende 1941 an die komplette Zinsstrukturkurve deckelte, während die Staatsverschuldung infolge der Kriegsausgaben explodierte.

Aus meiner Sicht ist klar: Die Inflations-Büchse der Pandora ist geöffnet. Die Zen­tralbanken haben alle Hemmungen abgelegt und betreiben monetäre Staatsfinanzierung. Der Staat druckt sich das Geld für seine Ausgaben einfach selbst, statt den Investoren am Kapitalmarkt teure Zinsen bieten zu müssen. Das ist eine gezielte Inflationspolitik. Dem Geldentwertungsrisiko ist man als Anleger jedoch nicht schutzlos ausgeliefert. In unserem Fonds Fortezza Valuewerk Plus wappnen wir uns mit einem ausbalancierten Portfolio aus produktiven Sachwerten in Form von Aktien. Denn erstklassige Unternehmen mit profitablen Geschäftsmodellen sind im Vergleich zu dem beliebig vermehrbaren Papiergeld ein knappes Gut. Und als Risikovorsorge hält der Fonds stets eine spürbare Dosis Gold, die härteste Währung der Menschheitsgeschichte.