HAC VermögensManagement AG 

Blick nach vorn: Die Spreu trennt sich vom Weizen

Jahresausblick 2023: Rezessionssorgen in USA und Europa machen Risiko-Management für konservative Anleger in weiterem Inflationsjahr unerlässlich. Und welche Vorteile bietet der japanische Aktienmarkt im kommenden Jahr?

Der S&P Global 1200 beendete die letzte erste Dezemberwoche 2022 mit 3.023 Punkten. Rund vier Monate zuvor, in der Schlussphase der Sommer-Rally, notierte der Index nahezu identisch bei 3.022 Zählern. Die Vermutung, am Aktienmarkt hätte sich nicht allzu viel getan, liegt auf der Hand. Doch weit gefehlt: Beim Blick unter die Indexoberfläche entdeckt man keine trendlose Volatilität, sondern signifikante Kursbewegung in höchst unterschiedliche Richtungen. Nach nur vier Monaten trennen den Median-Gewinner satte 17% vom Median-Verlierer. Der Median ist jeweils der mittlere Wert, wenn man alle Werte nach ihrer Ausprägung von klein nach groß sortiert.

Fundamental teure Wachstumsaktien (Internet-Medien, Software, Telekommunikation, Entertainment) und zinssensitive Sektoren (Immobilien/REIT, Versorger, Nahrungsmittel) standen auf breiter Front unter Druck, während zeitgleich fundamental preiswerte Aktien aus „handfesten“ Sektoren auf breiter Front zulegen konnten (z.B. Metallverarbeitung, Minen, Verteidigung, Industrie, Erdöl- & Erdgasförderer, Maschinenbau, usw.). Ein Bild, das der wirtschaftlichen und politischen Situation auf dem Globus Rechnung trägt.


PERFORMANCEVERTEILUNG DER INDEXAKTIEN IM S&P GLOBAL 1200
(Total Return in US-Dollar vom 09.08.22 - 02.12.22)

​Quellen: eig. Berechnung HAC

Abb. 1 zeigt die gesamte Spannweite im S&P Global 1200 zwischen dem größten Gewinner und dem größten Verlierer im Zeitraum 09.08.2022 bis 02.12.2022. Der Index selbst änderte sich in dieser Zeit nur um einen Punkt bzw. 0,03%. Von den aktuell 1.220 Aktien im Index konnten 720 (59%) ihren Wert steigern, während 420 (41%) im Wert nachgaben (2x unverändert). Der Median (statistische Zentralwert) über alle Gewinner lag bei +9,1%, der Median über alle Verlierer bei -7,8%.


Wenn sich nun zum Jahresende viele Anleger fragen, wie das neue Jahr für „den Aktienmarkt“ wird, dann könnte die richtige Antwort möglicherweise lauten: weiter ziemlich unterschiedlich (Neudeutsch: „Diversity wins“ – zumindest an der Börse). In diesem Umfeld ist eine aktive, an Qualitätskriterien orientierte Aktienauswahl Trumpf.

Mit Blick auf 2023 erscheint eine Rezession in den USA und Europa sehr wahrscheinlich. Gleichwohl verbessern sich die von uns systematischen generierten Marktstruktursignale für Aktien weltweit und seit Mitte Oktober ist auch an den Rentenmärkten und den Devisenmärkten eine wachsende Risikobereitschaft erkennbar. Welches Szenario ist wahrscheinlicher:

(1) Die Märkte irren sich gewaltig und werden schon bald alle Hoffnung fahren lassen – 

oder

(2) Die Märkte erkennen etwas, das gegen die simple Vermutung spricht, eine US-/EU-Rezession sei immer schlecht für Risikomärkte.

Falls Szenario (2) zutrifft: Was könnte der positive Gegenpol zur Rezession im Westen sein? Vielleicht ist es das fulminante Scheitern der Zero-Covid-Politik in China. 2023 könnte das Jahr werden, in dem sich die chinesische Volkswirtschaft wieder öffnet und Corona endlich hinter sich lässt. Könnte das den Spielverlauf ändern und die Kapitalströme umkehren: Raus aus dem Dollar, rein in asiatische Aktien, asiatische Währungen und asiatische Renten? Wir dürfen gespannt sein.

Japan weckt Interesse 

Ein Markt, der sich zu beobachten lohnen wird, ist der japanische Aktienmarkt. Sie mögen entgegnen, dass Japan ähnlich wie Deutschland auf ein demografisches Problem zusteuert. Das ist wahr, aber weitaus gewichtiger ist ein Fakt, der für die Japaner spricht: sie haben günstigen und zuverlässigen Zugang zu Energie, u. a. durch ihr Verhältnis zu Russland und ihre Atomkraftwerke. Dies könnte im Zeitalter knapper Energie ein Wettbewerbsvorteil werden, denn Wirtschaftswachstum ist am Ende des Tages nichts Anderes als Umwandlung von Energie.

Es kommt hinzu, dass Japan nach wie vor ein führender Technologiestandort ist. Fallen deutsche (Technologie-) Firmen aus dem Wettbewerb (durch gestiegene Preise aufgrund der hohen Energiekosten), gibt es nahezu zu jedem Unternehmen ein Pendant in Japan, das die freiwerdenden Marktanteile gerne übernimmt. Man überlege nur, welche Geschenke dieses Jahr unter dem Weihnachtsbaum liegen könnten: Sehr wahrscheinlich wird es eher die Nintendo Switch und die Sony Playstation 5 sein als ein Smartphone von Bosch (gibt es so etwas überhaupt?). Toshiba, Toyota, Canon sind weitere Beispiele von Firmen, die in ihrem Bereich zu den Top-Playern auf dem Weltmarkt zählen.

Ein Hindernis, das 2022 bestand, ist die schwache Währung. Der Yen hat nicht gut abgeschnitten, aber dafür haben es die Aktien in Japan. Hinzu kommt, dass die Firmen ein äußerst günstiges Kurs-Gewinn-Verhältnis im historischen Kontext aufweisen. Dasselbe gilt für das Kurs-Cashflow- und das Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Wer zum Jahreswechsel die Muße besitzt, sollte also vielleicht einen genaueren Blick in Richtung des Landes der aufgehenden Sonne werfen.


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