STRATEGIE

ASSET-ALLOKATION: DIE KURZE SICHT, DIE LANGE SICHT UND DIE ZEIT DAZWISCHEN

Digitale Vermögensverwalter werden immer beliebter: Kein Wunder, denn sie bieten Anlegerinnen und Anlegern ein niedrigschwelliges Angebot zur Vermögensverwaltung. Inzwischen gibt es bundesweit rund 40 Anbieter – einer davon ist Smavesto, eine mehrfach ausgezeichnete Fintech-Ausgründung der Sparkasse Bremen. Was macht den Robo-Advisor so besonders? HANSAWELT sprach mit Sascha Otto und Ulf Schierhorn von Smavesto.

HANSAWELT: Herr Otto, Herr Schierhorn, die Sparkasse Bremen hat Smavesto 2019 auf den Markt gebracht. Warum?

Sascha Otto: Die ersten Planungen für Smavesto gab es bereits 2016, als wir gemerkt haben, dass immer mehr neue Player auf den Markt kommen und die klassischen Banken angreifen. Wir wollten darauf mit einem Algorithmus, der die Investitionsentscheidungen für die Anlegerinnen und Anleger trifft, vorbereitet sein. Und es ist ja auch so: Nicht jeder oder jede möchte eine klassische Beratung in Anspruch nehmen – und damit meine ich bei Weitem nicht nur junge Menschen. Es gibt immer mehr Menschen, die keine Bankfilialen aufsuchen, alle Bankgeschäfte nur noch digital erledigen. Als wir live gingen, haben wir schnell gemerkt, dass wir eine breite Bevölkerung mit Smavesto ansprechen.

HANSAWELT: Wie sieht denn die Zielgruppe aus?

Ulf Schierhorn: Sie ist vielschichtig. Es sind Leute dabei, die vom Negativzins betroffen sind und ihr Geld investieren wollen. Für sie muss man ein spannendes, aber auch einfaches Angebot haben. Zur Zielgruppe gehören auch Menschen, die kein Riesenvermögen zur Verfügung haben, sondern vielleicht 50 Euro im Monat sparen wollen. Weil Smavesto rein digital und daher einfach zugänglich ist, kann man auch Menschen dafür begeistern, die bisher großen Respekt vor dem Kapitalmarkt hatten. Sie können das Anlegen erst mal mit einer kleinen Summe ausprobieren. Und wenn sie dann sehen, dass es läuft, stocken sie auf. Smavesto ist unglaublich niedrigschwellig.

So funktioniert Smavesto

Interessierte eröffnen online ein Depot und zahlen einen Einmalbetrag ab 1.000 Euro ein oder starten mit einem Sparplan ab 50 Euro monatlich. Nachdem sie ihre Risiko-Neigung und andere Vorgaben wie die zur Nachhaltigkeit oder zu Fremdwährungen ausgewählt haben, stellt ein Robo-Advisor unter Einsatz von Algorithmen ein kundenindividuelles Portfolio zusammen. Investiert wird in ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, sowie ETCs, börsengehandelte Wertpapiere in der Anlageklasse Rohstoffe und Edelmetalle.

HANSAWELT: Was unterscheidet Smavesto von anderen digitalen Vermögensverwaltern?

Otto: Smavesto ist ein echter Vermögensverwalter. Er reagiert sehr schnell auf die Entwicklungen auf den Kapitalmärkten. Unser Algorithmus ist in der Lage, nicht nur Informationen gut zu bewerten und darauf zu reagieren, er ist auch in der Lage, nicht relevante Daten wieder zu vergessen. Das können andere nicht. Die meisten Robo-Advisor arbeiten mit Methoden aus den 1980er-Jahren, sie haben keine Lernkomponenten. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Im März 2020, als die Corona-Krise begann, hat unser Robo-Advisor schnell und emotionslos alle Aktien verkauft – in einer Phase, in der ich als Portfoliomanager noch dachte: Es wird alles halb so schlimm. Dann beruhigten sich die Börsen wieder sehr schnell, nach vier Wochen waren im Bestand schon wieder 40 Prozent Aktien, nach acht Wochen bereits 100 Prozent. Das war goldrichtig, wie sich im Nachhinein herausstellte. 

HANSAWELT: Der Algorithmus arbeitet also komplett autark?

Otto: Im Prinzip ja. Aber ein Portfoliomanager behält immer noch ein Auge darauf, sollte der Algorithmus irgendwann mal eine nicht nachvollziehbare Entscheidung treffen. Bisher musste aber noch nie eingegriffen werden.

Und natürlich können die Nutzerinnen und Nutzer ihre individuellen persönlichen Präferenzen angeben: etwa zu ihrer Risikobereitschaft oder natürlich auch den Wunsch nach einer nachhaltigen Anlagestrategie. Jede Komponente, die man auswählt, hat Auswirkungen auf das Depot. Am Ende gleicht kein Depot dem anderen.

“Weil Smavesto rein digital und daher einfach zugänglich ist, kann man auch Menschen dafür begeistern, die bisher großen Respekt vor dem Kapitalmarkt hatten.”

HANSAWELT: Smavesto ist aber nicht der günstigste Robo-Advisor.

Otto: Das ist richtig, wir liegen im oberen Mittelfeld. Aber unser Ziel war auch nie die Preisführerschaft, sondern die Qualitätsführerschaft. Am Ende zählt für den Anleger oder die Anlegerin doch unterm Strich der Depotwert nach Kosten. Und nur um das zu untermauern: Die FMH Finanzberatung hat im Auftrag des Handelsblatts ermittelt, welcher Anbieter das beste Preis-Leistungs-Verhältnis liefert. Für den Vergleich wurden die Performances und die Kosten von 22 Robo-Advisors für unterschiedliche Investmentstile analysiert. Smavesto erhielt in der Kategorie „Kosten & Performance“ die Note „sehr gut“.

HANSAWELT: Smavesto war am Anfang ein regionales Angebot. Inzwischen sind Sie in die überregionale Vermarktung gegangen. Warum?

Otto: Wir bewegen uns in einem digitalen Geschäftsfeld. Da wäre es völlig abstrus, nur regional zu agieren. Nicht zuletzt durch unser gutes Abschneiden bei den Vergleichstests im Handelsblatt, im Magazin Capital oder in der Wirtschaftswoche haben wir viel mediale Aufmerksamkeit erhalten. Es wäre schade, wenn wir das nicht nutzen würden. Aber natürlich sind wir immer noch ein Bremer Unternehmen mit der Sparkasse Bremen als Mutter im Hintergrund.

Schierhorn: Die große öffentliche Aufmerksamkeit für Smavesto können natürlich auch unsere Vertriebspartner für sich nutzen. Der Vorteil von Smavesto ist, dass neue Kundengruppen angesprochen werden können, aber auch Kunden und Kundinnen, die sich von der klassischen Vermögensberatung nicht (mehr) angesprochen fühlen. Und der Aufwand ist gering. Es reicht, auf die Smavesto-Internetseite zu verweisen, dort ist alles leicht verständlich für den Anleger und die Anlegerin erklärt. Wer trotzdem gemeinsam mit der Kundschaft das Smavesto-Depot abschließt, hat das ohne großen Aufwand innerhalb kürzester Zeit erledigt. Man kann unser Angebot also unkompliziert in die bestehenden Kundenprozesse integrieren. Und nicht zuletzt: Es ist wirklich einfach, mit uns zusammenzuarbeiten, wir unterstützen bei der möglichen Integration und natürlich gerne auch beim Vertrieb.

ÜBER SMAVESTO

Der digitale Vermögensverwalter Smavesto ist eine hundertprozentige Tochter der Sparkasse Bremen und ging 2019 offiziell an den Start. Künstliche Intelligenz stellt nach den Vorgaben des Nutzers und der Nutzerin wie Nachhaltigkeit oder Risiko jeweils ein individuelles Portfolio zusammen. Der Algorithmus trifft die Anlageentscheidungen automatisch, vollkommen ohne Emotionen und nur auf der Basis der Handelssignale. Dafür gab es bereits mehrere Auszeichnungen: Handelsblatt, Capital und die Wirtschaftswoche bewerteten Smavesto mit der Note „Sehr gut“.