FACHBEITRAG
Plattformen, die Interaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern managen, sind Geschäftsmodelle. Sie sind zwar in der digitalen Welt besonders erfolgreich, aber entscheidend für ihren Erfolg ist nicht die Technologie, sondern ihre Fähigkeit, Märkte besser als bisher zu organisieren und neue Marktmechanismen zu etablieren. Als Ergebnis ihrer Überlegenheit haben die Top-100-Plattformen schon mehr als 15,7 Milliarden Dollar an Börsenwert erreicht. Es gelingt ihnen mit wachsender Größe immer besser, Handelsvolumina und Kapital in die Plattformmärkte zu verlagern. Nun zünden die Plattformen die nächste Entwicklungsstufe: Non-Fungible Token (NFT) und Metaverse-Geschäftsmodelle gehören zu den aktuellen Trends in der Plattformökonomie.
Non-Fungible Token (NFT) und Asset-Tokenisierung
Seit der Einleitung der Gesetzesänderungen der Bundesregierung und der Bafin am 14.11.2019 sollen Token-Assets als offizielle Finanzinstrumente gelten und somit der Finanzmarktregulierung unterliegen. Hierbei wird das digitale Abbild eines Vermögenswertes inklusive der Rechte und Pflichten in Form von Token abgebildet. Neben Gütern lassen sich auch digitale Produkte, physische Gegenstände, Rechte und Lizenzen tokenisieren. Die generierten Token stellen das Eigentumsrecht an den jeweiligen Assets dar und liegen in einer Blockchain. Generell können alle Assets mithilfe von Token abgebildet werden: Fonds, Unternehmensanteile, Gebäude oder auch Lizenzrechte. Die Token regeln damit auch die Eigentumsverhältnisse.Ein NFT stellt auf der einen Seite einen immateriellen digitalen Gegenstand wie ein Bild, ein Video oder einen Gegenstand im Spiel dar oder steht stellvertretend für die materiellen Gegenstände, Waren oder Assets. Dabei wird die Echtheit in der digitalen und realen Welt in der Blockchain gewährleistet. Die NFT werden zukünftig die Interaktionen transparenter gestalten und die Währungsmechanismen bei den Plattformen (unter anderem im E-Commerce) verändern.
Metaverse (MVS) Geschäftsmodelle oder Web 3.0
Im Gegensatz zum aktuellen Internet ist ein Metaverse ein immersives 3-D-Abbild, das von Benutzern oder Ökosystem-Teilnehmern gemeinsam genutzt wird und in dem sie über Avatare mit anderen Menschen interagieren können. Ein Metaversum kann sich mit der richtigen Technologie wie das wirkliche Leben anfühlen – mit all den üblichen Elementen von Arbeit, Spiel, Handel, geschäftsrelevanten und sozialen Interaktionen.
Metaverse Modelle sind nicht nur als einzelne Virtual Realitys, Digital Twins und digitale Welten zu verstehen. Sie nutzen diese Ansätze vielmehr ganzheitlich, um Teilbereiche der Ökonomie und Wirtschaftszweige, digitale und klassische Werte, Services und Geschäftsmodelle im Metaverse mithilfe von NFT-Lösungen, Krypto-Bridges und Ökosystemen zu etablieren.
Neben den ökonomischen Ansätzen beginnt die Technologie als Enabler die Metaverse-Einsätze zu beschleunigen: Hochauflösende Bildschirme, Augmented-Reality- und Virtual-Reality-Brillen mit Projektionsfähigkeiten in die reale Welt, 3-D-Audio und 3-D-Kameras bringen multi-immersive Erlebnisse näher an die Realität. Damit schlägt das Metaverse eine Brücke zwischen virtuellen und realen Erlebnissen.
Der Metaverse- und NFT-Markt hatte sich in der Gamingbranche bereits durch MMORPG (Massively Multiplayer Online Role-Playing Game) etabliert und ist aus Spielen wie World of Warcraft bekannt. Durch die technologischen Erweiterungen, den Einsatz von NFT und Krypto-Bridges sind jedoch mittlerweile weitere Branchen davon betroffen. Beispiele sind die Plattform Roblox, die Gaming in die Metaverse überträgt, oder Axie Infinity mit einer Bewertung von drei Milliarden Dollar, die Metaverse-Strukturen mit einer eigenen investierbaren Krypto-Währung mit einer Marktkapitalisierung von 30 Milliarden Dollar etabliert hat. Diverse Branchen wie E-Commerce, TV, Streaming, Kunst, Sport und Musik werden strukturell verändert.
Die CEOs großer Plattformen propagieren ihre Metaverse-Strategie: Mark Zuckerberg von Meta (ehemals Facebook) stellt sich ein Metaverse vor, das B2C- und B2B-Communities, Fotos, Videos, Handel, Werbung, Messen und entsprechende Transaktionen miteinander vernetzt. Satya Nadella von Microsoft geht im B2B-Umfeld einen Schritt weiter: Durch die Eta-blierung von Azure-Cloud-Diensten sollen Benutzer Interaktionen, Daten und Prozesse in virtueller Form genauso schnell und leistungsfähig wie in der Realität einsetzen können.
Neben den Megatrends NFT und Metaverse entwickeln sich Plattformen 2022 in viele Richtungen:
1) Plattformen werden sich auf die Lösung grundlegender Digitalprobleme der Unternehmen fokussieren und diese in ihre Kernleistungen einbinden. Als Beispiel ist Google heute als Cloud-Partner bei der Deutschen Bank bereits in die Produktentwicklung eingebunden und hilft der Bank bei der digitalen Transformation.
2) Plattformen werden auf Druck der Regulierer in ihrer Governance-Struktur eine faire und transparente Verteilung der Gewinne auf allen Seiten des Marktes etablieren. Die Entwicklung von NFT mit Krypto-Mechanismen wird diese Entwicklung beschleunigen.
3) Plattformen werden aufgrund der Dynamik der Märkte unterschiedliche Ökosysteme zur Lösung von Problemen etablieren und miteinander vernetzen. B2B-Plattformen werden sich vernetzen und als Kollektiv stärken.
4) Der Einsatz von KI-Technologien wird deutlich ausgebaut.
5) Der neue Rechtsrahmen wird eine direkte Auswirkung auf das Verhalten der Plattformunternehmen und der Plattformökonomie in China haben. Dazu gehören der Fokus auf soziale Verantwortung und das Engagement für das Gemeinwohl, Datenschutz, Regulierung der Marktanteile zur Vermeidung von Monopolstellungen, Überwachung der M&A-Tätigkeiten, Prüfung von Zusammenschlüssen mit Variable Interest Entity (VIE), Vermeidung von Verwaltungsmacht-Missbrauch und Einschränkung des Wettbewerbs.